Original Archäologisches Museum Athen
Der griechische Redner Demosthenes, bekannt vor allem durch seine "Philippika" gegen den Vater Alexander des Großen, war einer der größten Rhetoriker seiner Zeit.
Demosthens, 384-322 v. Chr. war ein athenischer Redner und Politiker, Sohn eines reichen Waffenherstellers. Frühzeitig verlor er seinen Vater und wurde von seinen Vormündern um sein Erbe betrogen. Trotz körperlicher Mängel bildete er sich zielstrebig in der Beredsamkeit aus und verklagte seine Vormünder. In der Folgezeit verfaßte er Prozeßreden für andere.
Die Anwaltstätigkeit führte ihn zur Politik. Er wurde zum Wortführer im Kampf gegen Philippos von Makedonien, den er als gefährlichsten Gegner der griech. Freiheit leidenschaftlich angriff, so besonders in den drei "Philippinischen Reden" (351, 344, 341 v. Chr) und den drei "olynthischen Reden" (349, 348). Nach der Niederlage der verbündeten Athener und Thebaner bei Chaironeia (338) hielt Demosthenes, der selbst an der Schlacht teilgenommen hatte, die Leichenrede auf die Gefallenen. Als die Athener 330 seine Verdienste durch Verleihung eines goldenen Ehrenkranzes würdigten, rechtfertigte er in seiner "Kranzrede" seine Politik und zwang seinen politischen Gegner Aischines, ins Exil zu gehen.
Wenige Jahre später wurde Demosthenes in eine Bestechungsaffäre verwickelt und mußte selbst aus Athen fliehen (324). Er wurde zwar nach dem Tod Alexanders des Großen zurückgerufen, aber bald darauf nach der Besetzung Athens durch die Makedonen zum Tod verurteilt. Um seinen Verfolgern nicht in die Hände zu fallen, nahm er Gift.
Unter dem Namen des Demosthenes sind 61 Reden überliefert, von denen aber nur etwa die Hälfte zweifellos echt ist. Sie sind eine wichtige sachliche Quelle für die Kenntnis des attischen Gerichtswesens und der politischen Verhältnisse jener Zeit. Vor allem aber sind sie Zeugnisse der unwiderstehlichen Redegewalt des Demosthenes, der bereits in hellenistischer Zeit als der weitaus bedeutendste attische Redner galt. Wirkungsvolle Verwendung der rhetorischen Schmuckmittel, sorgfältige Rhytmisierung und vor allem die überlegene Beherrschung aller Stilarten, die stets entsprechend dem jeweiligen Gegenstand der Rede angewendet werden, zeichnen seine Beredsamkeit aus. Drängende Leidenschaftlichkeit und mitreißender Schwung sind für die politischen Reden, zwingende Logik und scharf zupackende Argumentation für die Prozeßreden charakteristisch.
In der Folgezeit wurde Demosthenes der Redner schlechthin. Für Cicero, den Meister der römischen Beredsamkeit, war er das unbedingte Vorbild. Im 1. und 2. Jahrhundert unserer Zeit wurde der Wortschatz des Demosthenes in attizistischen Lexika zusammengestellt, sein Stil in Spezialschriften untersucht, seine Reden wurden kommentiert und Inhaltsangaben von ihnen verfaßt. Melanchthon sah in Demosthenes, den er sogar über Cicero stellte, den größten Redner aller Zeiten.
Als Muster der großen politischen Beredsamkeit hat Demosthenes dann bis in die Neuzeit nachgewirkt, besonders in England, wo er seit dem elisabethanischen Zeitalter als Vorbild für Parlamentsredner stets in höchstem Ansehen stand.
Exponat des Nationalarchäologischen Museum Athen unter der Inventar-Nr. 327, römische Nachschöpfung 2. Jahrhundert v. Chr., eine ursprüngliche Arbeit des Bronzegießers Polyeuctos Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr., Reproduktion Originalgröße.
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